Viereckballerina

Anfangs habe ich es noch geheimgehalten, aber ja es stimmt, seit Mittwoch sitze ich tatsächlich wieder im Sattel. Nach einem kompletten Jahr Verletzungspause, Therapie, Ruhephasen und Wiederaufbau meines Jüngsten bin ich überglücklich. Zunächst war ich sehr aufgeregt und sogar ein bisschen ängstlich. Als ich mich allerdings in den Sattel gesetzt hatte und die ersten Meter geritten war, fiel die gesamte Last von mir und mir wurde bewusst wie sehr ich das Reiten vermisst habe. Ich liebe die Dressur! Für mich gibt es keinen Sport, der besser zu mir passt! 

Meine Anfänge:

Meine reiterlichen Anfänge machte ich bereits mit 5 auf einem Ferienhof bei meiner Tante auf dem Land. Wir gingen spazieren mit einem Shetti, das eigentlich nur eine Begleitperson suchte um sich an den saftigen Wiesen und duftenden Blüten satt essen zu können. Das Grundeinmaleins lernte ich dann mit 8 in einem Schulbetrieb in meiner Heimat, in dem ich später auch mein erstes eigenes Pferd kennenlernte. Die Trainerin dort war Springreiterin. Ich bewunderte sie, wenn sie von den Turnieren zurückkehrte, mit der weißen Kleidung, den schön eingezopften Mähnen, immer mit einer neu erkämpften Schleife in Gepäck. Am Stall wurde gefeiert und alle waren ausgelassen. Es gab wohl keine schönere Atmosphäre für ein Pferdemädchen. Schon damals fasste ich den Entschluss: So wollte ich auch einmal werden! Mit 14 fing ich schließlich an mit Großpferde zu trainieren, immer mit dem Ziel vor Augen später einmal Turniere zu reiten. Immer öfter ritt ich nun das selbe Pferd, einen erfahrenen, starken Wallach, der etwas mehr zu bieten hatte, als „nur“ das Grundeinmaleins. Er wurde mein Lehrmeister und ich hatte definitiv viel zu lernen. Es brauchte wirklich viel Geduld und Liebe auf den ersten Blick war es nicht gerade: Aber dann stellte sich heraus, es war Liebe und nach einigen Jahren Reitbeteiligung fand der heute alte Mann Einzug in unsere Familie. Springen zählte nicht gerade zu seinen Talenten, also einigten wir uns kompromissbereit auf die Dressur.

Entwicklung zum Dressurreiten:

Erst einige Pferde später fand ich fest meinen Platz im Dressursport. Meine ersten Versuche im Springen waren nicht einmal schlecht, scheiterten jedoch oft am Mut. Auch Vielseitigkeit kam deshalb nie in Frage. Mit jedem Training, und jedem Turnier lernte ich die Dressur mehr und mehr zu lieben. Es war nicht mehr einfach nur Reiten für mich: Ich konnte kaum genug bekommen von dem Gefühl der Verbundenheit zu meinem Pferd. Wir bewegten uns nicht einfach nur vorwärts. Es fühlte sich an als würden wird tanzen, manchmal sogar fliegen. Bis heute liebe ich dieses Gefühl der Leichtigkeit, wenn nach harten Monaten des Trainings und der Übung einfach der Knoten platzt. Du trainierst Tag für Tag, arbeitest an dir, deinem Pferd und euerer Verbindung, steckst Niederlagen ein, fällst und steigst schließlich wieder in den Sattel zurück. Kein Tag gleicht dem anderen. Einmal fühlt es sich an wie Grand Prix, dann wieder wie Führzügelklasse. Du und dein Pferd lernt euch Tag für Tag, Ritt für Ritt besser kennen, seid euch vertraut und doch  gibt es immer wieder neues zu entdecken. Es wird nie langweilig und ein klein bisschen Nervenkitzel reitet immer mit. Heute sitze ich für genau diese Momente im Sattel: Die Leichtigkeit, das Gefühl des Fliegens oder eine heiße Sohle auf das Parkett legen zu können nach Monaten des Trainings. Der letzte Gruß im Viereck, in dem die ganze Anspannung abfällt, die Zügel aus der Hand gleiten und du einfach nur stolz bist auf dich und deinen Partner. Ihr seid ein Team und egal wie die Runde lief: Ihr seid einen Schritt weiter gekommen! Ich sehe keinen Schlussstrich innerhalb der Dressur. Auch Profis haben noch Trainer und bilden sich täglich fort. Dieser Sport endet nie: Er ist eine Reise voller Höhen und Tiefen und unerwarteter Glücksmomente! Mein Ziel ist es diese zu sammeln und in meinem Herzen zu bewahren.

Mit tollen Trainern, Mentoren und Pferdecharakteren habe ich schon viel gelernt auf meinem Weg und bin dankbar und glücklich für jedes Jahr im Sattel: Vor allem aber bin ich gespannt, was die Zukunft noch bringen wird!

Nichts vereint Sanftmut und Schönheit so sehr, wie ein Pferd!

2 Kommentare zu „Viereckballerina

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